12. Juni 2010

Itinerari segreti - geheime Wege...

Blick aus dem Büro des Großkanzlers der Serenissima






... im Dogenpalast klingt vielversprechend und seit Jahren bin ich neugierig. Man muss die Karten (wenn nicht online) mindestens einen Tag vorher besorgen, was in der Stadt der 1000 Möglichkeiten schon sehr viel Verbindlichkeit ist. Zudem wurde ich vor ca. 3 Jahren von den zuständigen Damen dermaßen schnippisch abgefertigt ('die zweite Kasse ist gerade nicht besetzt, kommen sie später wieder!'), dass ich die Prioritäten erstmal anders setzte.

Secret itineraries
Not accessible with the standard ticket, these tours take the visitor into the most secret and fascinating rooms in the Palace; the tours are all with a specialised guide, for a minimum of 2 people and a maximum of
25; they start at fixed times according to the following schedule:

Italian 9.30; 11.10
English 9.55 10.45; 11.35
French 10.20; 12.00

After 1pm tours can be arranged at various times, with an additional payment of 31 Euros per group (suspended from 1st July to 31 August).

The tour is about 1 hour and 15 minutes long.
The ticket including the guided tour to the itineraries and also access (without a guide) to the Doge's Palace
TICKET Full price euro 18,00
Hier: Voller Text mit online-Buchungsmöglichkeit

Blick aus der "Folterkammer"

Vor vier Wochen bin ic
h also endlich die "Geheimen Wege" gegangen, und?
Das alte nervige Problem der 'Führungs-
persönlichkeit', das in Einzelführungen (die ich bevorzuge und oft unge
plant erleben darf) oder in sehr kleinen Gruppen nicht auftritt. Aber bei 25 Teilnehmern sofort und unweigerlich: der/die FührerIn mutiert zum aufgedrehten SelbstdarstellerIn oder SchauspielerIn.
In diesem Fall spielte die Führerin in Doppelrolle den monatelangen Konflikt (Zellenwechsel etc.) zwischen Casanova (inhaftiert in den Bleikammern) und seinem Justizvollzugsbeamten (Namen nicht gemerkt, steht in Casanovas Buch).
Das Dramolett wurde immerhin an Ort und Stelle vorgeführt, d. h. direkt unter dem Dach des Dogenpalastes, zwischen den Häftlingszellen in Form von stabilen Holzboxen mit vergitterten Fenstern, di
e fest auf dem Dachboden eingebaut sind. Ich bin geduldig, aber das möchte ich nicht im Sommer erleben, wenn die Hitze unterm Dach brütet. (Weder Haft, noch Bewacherjob, noch Führung.)
Da die Führerin gut beschäftigt ist, kann man sich von seiner Truppe absondern und in Ruhe umsehen, die schönen Ausblicke aus den kleinen Dachluken geniessen, aber aufpassen, dass man nicht in die nachfolgende Truppe gerät, da ist das Führungspersonal eigen.


Blick vom Dachboden nach Süden, S. Giorgio Maggiore

Fotografieren der Räume ist verboten, Fotos nach draussen nicht. Daran kann man sich problemlos halten.
Besichtigt werden Räume in der Südostecke des Palazzo Ducale der 4. Etage und des Dachbodens. In der 4. Etage mit den runden Fenstern
sind dies Arbeitsräume der Dogenkanzlei, auch das winzige Büro des Großkanzlers im Mezzanin mit Blick durch ein immerhin viereckiges Fenster auf den Innenhof des Dogenpalastes, und der Sitzungsraum des Großkanzlers, gestaltet wie das Achterschiff eines mittelalterlichen Schiffes. Schlicht und schön und nicht zu vergleichen mit der üppigen Ausstattung der darunter liegenden Räume, eben der Raum für den Volksvertreter.
Ausserdem Räume der Justiz, z. B. das Zimmer, in dem Verhöre stattfanden, und das dramatisch "Folterkammer" genannt wird, obwohl es mit dem Foltern physisch vergleichsweise nicht allzu weit ging. Das Führungspersonal kann aber die Psychofolter sehr schön darstellen.

Blick vom Dachboden nach Osten, Campanile San Zaccaria und der obere Rand des Werbe-
trägers am Dogen-
palast


Die Wege und Treppen unters Dach sind verschlungen, eng und steil, aber sicher kein Problem für Höhenängstliche. Gehbehinderte mit normalen Hilfsmitteln wie Stöcken oder Walkern schaffen es auch, Rollstühle nicht.
Unter dem Dach gibt es eine Sammlung mittelalterlicher Waffen und Rüstu
ngen sowie einen sehr interessanten Blick auf die Decke des Saals des Großen Rates. Sie ist wegen ihrer enormen Größe an Dachbalken aufgehängt und man blickt von einem darüberliegenden Balkon nach unten auf die Decke (die natürlich nicht betreten werden kann).
Es folgen die bereits erwähnten "Bleikammern", die Holzboxen für die "Politischen" und weiteres Umdieecken-und-Treppab und schon ist die Führung nach einer guten Stunde vorbei.


Es ist wirklich interessant. Man hat einen weiteren Venedig-Mosaikstein.
Der unverschämt hohe Preis geht in Ordnung, wenn man danach noch in Ruhe und frei von Führung und Geschwätz rauf und runter durch den Dogenpalast gondelt und vielleicht in dem schönen Gewölbe-Cafe in der Innenhofecke hinten rechts einen Espresso trinkt.


Für Kinder ist der Besuch durchaus empfehlenswert, man muss allerdings bei Bedarf flüsternd den Führersprech übersetzen, soweit übersetzenswert, um die Gruppe nicht zu stören.


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2 Kommentare:

eichinger georg hat gesagt…

sehr interessant, hab ich auch noch nicht gemacht.
grazie

georg

emilia hat gesagt…

Oh, Brigitte! Che ricordi :)
Avevi la giuda in italiano o in English? :)